Autor: Kurt Vogler-Ludwig, Nicola Düll, Bernd Dworschak, Ben Kriechel, Pamela Meil, Hector Pollitt, Rob Wilson, Helmut Zaiser

Verlag: W. Bertelsmann Verlag

Jahr: 2013

Sprache: Deutsch

Hauptbericht 2012

Von Kurt Vogler-Ludwig, Nicola Düll

Auftraggeber: Bundesministerium für Arbeit und Soziales

W. Bertelsmann Verlag 2013

Inhalt

Der deutsche Arbeitsmarkt steht erneut vor einer Zäsur: Nach einer langen Phase steigender Beschäftigung wird der demografische Wandel die deutsche Wirtschaft auf einen langsamen Wachstumspfad zwingen und die Beschäftigung erneut sinken lassen. Damit wird sowohl der Mangel an Arbeitskräften zunehmen, als auch die Arbeitslosigkeit zurückgehen. Die Ressource Humankapital wird zum entscheidenden Engpassfaktor, nicht nur im quantitativen, sondern vor allem im qualitativen Sinne: Der Bedarf an Arbeitskräften mit Hochschulbildung wird deutlich ansteigen und große Anstrengungen werden notwendig sein, um alle Bildungspotentiale auszuschöpfen. Dafür benötigt Deutschland ein gut konzipiertes Weiterbildungssystem und einen durchlässigen Arbeitsmarkt, der allen Leistungsfähigen - unabhängig von ihrem sozialen Status - eine Chance bietet.

Diese Prognose beruht auf einer Reihe von Trends, die wir mit der Veröffentlichung zur Debatte stellen:

  • Mit dem demografischen Wandel wird nicht nur die Bevölkerungszahl in Deutschland deutlich sinken. Die Bevölkerung wird stark altern und damit völlig neue Bildungsanforderungen stellen. Die Arbeitsmarktpolitik wird alle Potentiale zur Ausweitung des Arbeitsangebots ausschöpfen müssen: höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Personen, längere Arbeitszeiten der Teilzeitbeschäftigten, höhere Zuwanderung usw.
  • Das Wirtschaftswachstum wird allein vom Produktivitätsfortschritt getragen werden. Damit werden technische und organisatorische Neuerungen und eine hohe Lernbereitschaft der Beschäftigten zum entscheidenden Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft.
  • Die zunehmenden Erfolge Chinas und Indiens im Bereich der industriellen Hochtechnologie werden die deutsche Industrie zum weiteren Abbau von Produktionskapazitäten im Inland zwingen und gleichzeitig ihre Spezialisierung auf technische und wissensbasierte Dienstleistungen forcieren. Dies wird zu einem starken Wandel in den produktionsorientierten und kaufmännischen Ausbildungsberufen führen.
  • Die Industrieunternehmen werden ihre führende Rolle in den globalen Wertschöpfungsketten durch Finanzbeteiligungen im Ausland sichern. Die deutsche Wirtschaft wandelt sich damit vom Produzenten zum Investor und geht den Weg, den zuvor die USA und Großbritannien im Zuge der Deindustrialisierung ihrer Volkswirtschaften gegangen sind. Zusammen mit den wachsenden Privatvermögen wird dies zu einem Rebound in der Finanzwirtschaft führen.
  • Die Informationstechnologie wird ihre Rationalisierungswirkungen verstärken. Die Digitalisierung von Informationen wird voranschreiten, die Vernetzung zunehmen und der Automatisationsgrad der Informationsverarbeitung steigen. Dies wird die Beschäftigung in verwaltungsintensiven Branchen und Berufen reduzieren: Handel, Verlagswesen, Medien usw. Die beschäftigungssteigernden Effekte der Herstellung von informationstechnischen Gütern werden hingegen in anderen Teilen der Welt auftreten.
  • Die Energiewende und die steigende Bedeutung des Umweltschutzes werden die Beschäftigung im Energiesektor einschränken, zumal steigende Energiepreise weitere Anreize zur Verbesserung der Energieeffizienz setzen. Die positiven Beschäftigungseffekte werden in der Bauwirtschaft, der Landwirtschaft und in der Elektrotechnik sichtbar werden.
  • Die schrumpfende Bevölkerung wird Bauwirtschaft und Wohnungswesen, Erziehung und andere öffentliche Dienste negativ betreffen. Gleichzeitig wird die Alterung der Bevölkerung zur Expansion von Pflege- und Gesundheitsdiensten beitragen. Wir gehen davon aus, dass die Bevölkerung ihr starkes Interesse an staatlich finanzierten persönlichen Diensten politisch durchsetzen wird und damit der durch den Bevölkerungsschwund bedingte Beschäftigungsrückgang in diesen Bereichen teilweise kompensiert wird.

Auftraggeber und Forschungsteam

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Economix im November 2011 mit der Analyse der zukünftigen Arbeitskräftenachfrage und des -angebots auf Basis eines Rechenmodells beauftragt. Das bis 2016 laufende Projekt soll regelmäßig und dauerhaft transparente, detaillierte und wissenschaftlich fundierte Einschätzungen über die zukünftige Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräftenachfrage und des -angebots in Deutschland erstellen.

Die Prognose wird unter Leitung von Economix Research & Consulting von einem internationalen Konsortium erstellt, dem die folgenden Institute angehören:

  • Cambridge Econometrics (CE). Cambridge (GB)
  • Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart
  • Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung, (ISF), München
  • Research Centre for Education and the Labour Market (ROA), Maastricht (NL)
  • Warwick Institute for Employment Research (IER), Coventry (GB)

Bericht [PDF]

Kurzfassung [PDF]

Englische Version [PDF]

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