Autor: Kurt Vogler-Ludwig

Verlag: KMU-Befragung 2002

Jahr: 2002

Sprache: Deutsch

In Zusammenarbeit mit der Kingston-University, London, haben wir im Frühjahr 2002 kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland telefonisch über ihre wirtschaftliche Lage, ihre Innovationstätigkeit und ihr Einschätzung der Politik befragt. 299 Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten haben sich daran beteiligt. Sie sind über alle Bundesländer verteilt und im Verarbeitenden Gewerbe, Handel und in den Unternehmensdiensten tätig. Die Ergebnisse sind in einem Bericht zusammengefasst und grafisch dargestellt:

  • Schlechte Noten für die Wirtschaftspolitik: Der Abbau gesetzlicher Regelungen und die Beherrschung der staatlichen Bürokratie scheint aus der Sicht der mittelständischen Unternehmen die entscheidende Frage der bevorstehenden Bundestagswahl. Sie sehen in staatlichen Auflagen, Steuern und Abgaben ein weit größeres Hemmnis für ihren Geschäftsverlauf als in der Entwicklung der Löhne. Die Unternehmen erteilen der bisherigen Wirtschaftspolitik schlechte Noten und sehen im Regierungslager wenig Verständnis für ihre Belange. Dabei schneiden die Län­der­regierungen nur etwas besser ab als die Bundesregierung. Offenbar sehen sich die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland in der Zange zwischen der Rezession auf ihren Absatzmärkten und Kosten treibenden staatlichen Auflagen. Die Regierungen haben nach ihrer Einschätzung wenig getan, um das Leben unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen zu erleichtern.
  • Rezession auf breiter Front: Die Rezession hat die kleinen und mittleren Unternehmen auf breiter Front erfasst. Nur ein knappes Viertel befand sich zum Befragungszeitpunkt im Frühjahr 2002 noch auf – meist langsam – wachsenden Märkten. Trotz der Krise der New Economy stehen die Anbieter unternehmensorientierter Dienstleistungen relativ besser da als die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes oder des Handels. Der Wachstumstrend bei hoch qualifizierten Diensten scheint ungebrochen und setzt den strukturellen Wandel zu know-how-intensiven Dienstleistungen beschleunigt fort.
  • Aufholbedarf bei der Internet-Technologie: Die lebhafte Innovationstätigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen ist zwar ein gutes Zeichen, aber der wirtschaftliche Beitrag der neuen Produkte, Dienste und Sortimente hält sich in engen Grenzen. Das Hauptgeschäft der Unternehmen kommt aus Angeboten, die älter als drei Jahre sind. Gleichzeitig ist das Engagement im Internet bescheiden: 3 % des Umsatzes werden im eCommerce erzielt. Hier zeichnet sich eine Spaltung ab in Unternehmen, die diesen Absatzweg ausschließlich oder gar nicht nutzen. Die Old Economy muss diesen Technologiesprung aber schaffen, wenn sie nicht abgedrängt werden will.
  • Fortschritte in der Unternehmensplanung: Fast die Hälfte der mittelständischen Unternehmen verfügt über einen schriftlichen Unternehmensplan. Hier wurden in den letzten Jahrzehnten Fortschritte erzielt. Die Umsetzung dieser Pläne ist in erster Linie eine Frage der unternehmerischen Dynamik und weniger die Frage eines optimalen Maßnahmen-Mix. Gewinnorientierte Unternehmen setzen sich in allen Bereichen ehrgeizigere Ziele als umsatzorientierte Unternehmen. Die schumpeter’schen Unternehmer und Unternehmerinnen bleiben die Motoren der Wirtschaft.

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